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Frei von Zeit
Adel verpflichtet
I Wie ist Ihr Interesse für die Befreiung der Zeiten zu wecken? Wo Sie doch zu jenen bevorzugten Menschen gehören, welche Zukunft haben, weil sie Vergangenheit besitzen, welche also gar nicht daran interessiert sind, ihre Zukunft von ihrer Vergangenheit oder ihre Vergangenheit von ihrer Zukunft zu befreien! Mitnichten, Sie halten an Ihrer Vergangenheit, Ihrem Kapital, fest, und Sie halten an Ihrer Zukunft, Ihrer zu erwartenden Dividende, fest - es sei denn, Sie besitzen kein Kapital, weil Sie sich in einer für Sie unangenehmen Abhängigkeit befinden oder weil Sie durch ein anderes individuelles Schicksal geschlagen sind. Wahrscheinlicherweise ist damit nicht zu rechnen. Wahrscheinlicherweise lassen Sie sich diesen Text nicht vorlesen, denn Sie können selbst lesen, Sie gehören solcher Art nicht zu den Zukunftslosen, wahrscheinlicherweise werden Sie diesen vor Ihnen liegenden Text auch verstehen, Sie können komplexere Zusammenhänge durchaus begreifen, Sie haben vermutlich eine gediegene Schulbildung genossen, Sie gehören solcher Art zu der Weltelite, welche die Zukunft gepachtet hat. Es ist anzunehmen, dass das Medium, dem Sie diesen Text entnehmen, kein Massenmedium in dem Sinn ist, dass es große Bevölkerungsanteile dieser Welt oder auch nur Ihres Landes erreicht, es ist mehr ein einer Elite dieser Welt vorbehaltenes, ein solcher Art Zukunft und Vergangenheit repräsentierendes Nischenprodukt. Von diesem Medium Wiedergegebenes zu begreifen, ist schon eine Eintrittskarte in die Zukunft, zumindest, falls Sie nicht zu jener kleinen Minderheit der Weltbevölkerung gehören, welche genau wegen dieses Privilegs neidvoll verfolgt und ihrer Zukunft beraubt wird. Sie gehören zu jenen relativ wenigen Menschen, welche die Zukunft, nicht nur ihre eigene, sondern auch die der größeren Teile dieser Welt, in Händen halten, Ihnen hat die Vergangenheit gehört, Ihnen gehört jetzt die Zukunft!
Die Zukunft geht in der Vergangenheit verloren. Unerbittlich. Nur ein Augenblick trennt die mehr oder weniger strahlende Zukunft von den Schatten des Vergangenen. Gegenwärtig entgleitet dieser Augenblick dem Blick unseres Auges im Hippocampus unseres Gehirns, wo er, hinter dem Augen- Die Vergangenheit geht in der Zukunft verloren. Unerbittlich. Nichts trennt die mehr oder weniger strahlende Vergangenheit von den Schatten des Zukünftigen. Gegenwärtig löst sich Vergangenes im Nichts der Erinnerungslosigkeit auf, indem es, der Welt für immer abhanden gekommen, im Schatten wichtigerer späterer Ereignisse untergegangen ist. Schon im Gedächtnis der Vergangenheit sind Fetzen unserer vorvergangenen Zukunft endgültig erloschen, ihrer nachhaltenden Wirkung auf damals Zukünftiges und heute auch schon Vergangenes schlussendlich beraubt, haben sie das Zeitliche gesegnet, Zukunft ohne Vergangenheit ermöglichend. In der Vorstellung der Vergangenheit sind Höhe- und Tiefpunkte nun gleichfalls vergangener Zukunft zur selbstbestätigenden Glorifizierung vorvergangener Vergangenheit erdacht worden (vergängliche Gedanken), mit den Höhe- und Tiefpunkten rosiger Vergangenheit umrahmt, in schon vergangene Zukunft eingefügt worden, um, solcher Art verklärt, letztlich bloß den Hoffnungen späterer Vergangenheiten zum Opfer zu fallen, späteren Gehirnen zu entfallen. Vergangenheit und Zukunft verwickeln uns in ihre unübersehbare, ständig sich verändernde Verflochtenheit. *** Zukunft! Wer in dieser Welt besitzt die passende Vergangenheit dafür? Zukunft setzt Vergangenheit fort. Fehlende Möglichkeiten der Vergangenheit stehen Zukunftsmöglichkeiten im Wege, vorhandene Möglichkeiten der Vergangenheit ermöglichen Zukunft. Befreiung als Loslösung erstreben wir nicht von der Vergangenheit, sondern von deren Unmöglichkeiten. Haben wir eine mögliche Vergangenheit erfahren, so verfügen wir über eine mögliche Zukunft. Haben wir eine unmögliche Vergangenheit erfahren, so besteht unsere Zukunft aus lauter Unmöglichkeiten. Fortwährend suchen und sammeln wir Möglichkeiten.
Sind wir, ist unser Denkvermögen nicht imstande, jede sich bietende Möglichkeit augenblicklich zu nützen, ist uns solcher Art selbst die Möglichkeit unmöglich, so sind wir zur lebenslänglichen Haft im engen Verlies unseres eigenen Kopfes verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann immer nur eine bedingte Entlassung sein, kann nur eine von den Bedingungen der uns umgebenden Menschenfreundlichkeit völlig abhängige, aber niemals eine vollkommene Entlassung sein, niemals auch eine unumkehrbare, eine bei Verschwinden der uns umgebenden Menschenfreundlichkeit nicht mehr rückgängig zu machende. Sind wir, ist unser Charakter nicht imstande, jede sich bietende Möglichkeit augenblicklich zu nützen, ist uns solcher Art das zwar Mögliche (weil machbar) unmöglich (weil menschlich nicht wünschenswert), so sind wir zur lebenslänglichen Geiselhaft der uns umgebenden Unmenschlichkeit verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann immer nur eine unbedingte Entlassung sein, kann nur ein sich von den Bedingungen der uns umgebenden Menschenfeindlichkeit völlig Loslösen, kann nur die vollständige Emanzipation der Seele sein, nur eine unumkehrbare, eine auch bei Ausuferung der uns umgebenden Menschenfeindlichkeit nicht mehr rückgängig zu machende Befreiung.
Befreiung des Geistes vom Ungeistigen, Befreiung des Herzens vom Herzlosen, Befreiung des Charakters vom Unflat, Erlangen alles Möglichen, Zukunft! Unsere Vergangenheit - unsere Charakterbildung, unsere Möglichkeit. Unsere Vergangenheit - unsere Charakterverunstaltung, unsere Unmöglichkeit (ein unmöglicher Mensch!). Befreiung von vergangenen unmöglichen Möglichkeiten, Festhalten an vergangenen möglichen Unmöglichkeiten, Befreiung von der Charakterlosigkeit, Festhalten an der Charakterbildung ist unsere Zukunft. Charakterbildung, -formung, -entwicklung - Phänomen der Zeit, Fortschreiten mit der Zeit, mit der Zeit gehen, aus der Zeit lernen, alles Zeitliche wächst aus der Vergangenheit in die Zukunft hinein, ohne Wurzeln gedeiht kein Baum. Nicht die Trennung des Geistigen von seinen Ursprüngen, nicht des Seelischen von seiner Geschichte, die Trennung des Geistigen vom Ungeistigen, des Seelischen vom Nichtseligmachenden müssen wir erstreben, die Trennung von den Verlockungen des Wertlosen. In der Emanzipation des Geistes und der Seele von der Geschichte des Ungeistigen, des Nichtseligmachenden, des Wertlosen, in der Emanzipation von all diesen Finsternissen der Vergangenheit liegt unsere Zukunft.
*** Ist unser Umfeld, ist dessen geistige und materielle Kraft nicht imstande, uns jede notwendige Möglichkeit schwierigkeitslos zu bieten, ist uns solcher Art schon die Möglichkeit unmöglich, so sind wir zur lebenslänglichen Haft in der Wüste unserer eigenen Gesellschaft verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann immer nur eine bedingte Entlassung sein, kann nur eine von den Bedingungen der uns umgebenden zivilisatorischen Einrichtungen völlig abhängige, aber niemals eine vollkommene Entlassung sein, niemals auch eine unumkehrbare, eine bei Verschwinden der uns umgebenden Einrichtungen nicht mehr rückgängig zu machende. Ist unser Umfeld wegen seines Moralismus nicht willens, uns jede Möglichkeit vorbehaltlos zu bieten, ist uns solcher Art das zwar Mögliche (weil an sich machbar und wünschenswert) unmöglich (weil vom Umfeld nicht zugelassen, wünschenswert aber nicht gewünscht), so sind wir wiederum zur lebenslänglichen Geiselhaft der uns umgebenden Gesellschaft verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann aber immer nur eine unbedingte Entlassung sein, kann nur ein die Gesellschaft, ihr Denken, von den Bedingungen der uns umgebenden Repressivität der Worte Befreien, kann nur die vollständige geistige Emanzipation des Individuums sein, nur eine unumkehrbare, eine auch bei Verschärfung der uns umgebenden gesellschaftlichen Probleme nicht mehr rückgängig zu machende Befreiung.
Befreiung des Individuums von unnötiger Abhängigkeit, Befreiung der Autorität von den Mitteln des Zwangs, Befreiung der Moral vom Unflat, Erlangen alles Möglichen, Zukunft! Unsere Vergangenheit - unsere Charakterförderung, unsere Möglichkeit. Unsere Vergangenheit - unsere Charaktererziehung, unsere Unmöglichkeit (eine unmögliche Welt!). Befreiung von vergangenen unmöglichen Möglichkeiten, Festhalten an vergangenen möglichen Unmöglichkeiten, Befreiung vom Moralisieren, Festhalten an der Moralität ist unsere Zukunft. Kulturelle Entwicklung - Phänomen der Zeit, (Fort- und Rück-)Schreiten mit der Zeit, Veränderung mit der Zeit (andere Zeiten!), alles Zeitliche wächst aus der Vergangenheit in die Zukunft hinein, ohne Wurzeln gedeiht er nicht, der Baum. Nicht die Trennung der Kultur von ihren Ursprüngen müssen wir erstreben, sondern die Trennung des gesunden Volksempfindens von der mitmenschlichen Unempfindlichkeit, von den Verlockungen des Mitschwimmens im Strom der (Volks-)Masse. In der Emanzipation der Kultur von der Geschichte der Unkultur, der mitmenschlichen Unempfindlichkeit, des Massenschwimmens, in der Emanzipation von den dunklen Teilen der Vergangenheit liegt unsere Zukunft. Unser gemeinschaftliches Können und Wollen - unsere Zukunft. In der Erinnerung der Zukunft werden Höhe- und Tiefpunkte der Vergangenheit zur Gestaltung der zukünftigen Zukunft (auf beschränkte Zeit) aufbewahrt werden, mit den Höhe- und Tiefpunkten der Zukunft vermengt, in die zukünftige Vergangenheit einfließen, um, solcher Art ausgedünnt, erneut auf die auch dann noch zukünftige Zukunft einzuwirken.
Sie gehören zu jenen relativ wenigen Menschen, welche die Zukunft, nicht nur ihre eigene, sondern auch die der größeren Teile dieser Welt, in Händen halten. In Bahnen läuft das Leben, auf den Geleisen, welche die Zeit uns gelegt hat, und es ist an uns, neue Geleise zu bauen, die Weichen zu stellen. Geben wir dem Zug der Zeit eine Richtung, werfen wir ihn nicht aus der Bahn durch unbedachte Richtungsänderungen, hindern wir ihn am Verlassen ewig gestriger, schon abgenutzter Geleise, bauen wir neue Wege, die alten in neue Richtungen fort-, nicht ersetzend, trennen wir uns vom Vergangenen, indem wir es hinter uns, nicht beiseite legen. Die Zukunft dieser Welt in Ihren Händen - wovon befreien, in welche Bahnen lenken? Ist unser Umfeld, sind dessen geistige und materielle Kraft imstande, uns jede Möglichkeit vorbehaltlos zu bieten? Ihr Umfeld hat Ihnen einiges geboten - ja, aus Ihnen ist doch etwas geworden! Bildung, Einkommen, Gestaltungsmöglichkeiten? Das Umfeld anderer (das selbe Umfeld?) hat denen nichts geboten - nein, aus denen ist nichts geworden! Befreiung, neue Bahnen? Wohin haben die Wege der Vergangenheit geführt? Fehlende Alphabetisierung, Armut, Sklaverei! Wer befreit die Zukunft von dieser Vergangenheit? Sie? Ihresgleichen? Selber sollen die schauen, wie sie da rauskommen? Wer schuldet wem etwas? Schuldenkrise! Sie schulden Zukunft. Befreiung von der Vergangenheit. Befreiung vom Geld.
Wege in die Einkommenslosigkeit! Wer befreit von dieser Vergangenheit? Selber Schuld? Eigenverantwortlichkeit? Selber da rauskommen? Schuldkrise! Leistung? Sozial-
Ein Schlag Worte befreit nicht, Schläge mit Worten in der lebenslänglichen Geiselhaft der uns umgebenden Gesellschaft: Leistung muss zählen, das freie Spiel des Markts heilt alle Wunden, Arbeit macht frei. Und Vergangenheit fesselt - die einen ans Unglück, die anderen ans Glück. Befreiung von der Vergangenheit, gebt jedem die Chance auf sein Glück, und nehmt niemandem die Möglichkeit auch des Unglücks. Befreiung von den Schlägen der Worte, welche sich zur Interessensbefriedigung auf idyllische Vergangenheit berufen, und welche sich zur Befriedigung der schon längst von der Zeit eingeholten Interessen auf den Geist der Modernität berufen, um durch Veränderung bewahrend zu wirken. Befreiung vom Wertlosen, Bewahrung des Bewahrenswerten, Interessen als Maßstab des Handels, nicht des Handelns verstehen, Handeln hat wertgerichtet zu sein, was Handel nicht sein kann. Befreiung von der Erstarrung der Werte, weil sie Kinder ihrer Zeit und ihres Umfelds sind (Frauen an den Herd!), sie sind keine Naturgesetze, sondern hinterfragbar, sie müssen hinterfragt werden, sowohl im Fortschreiten der Zeit als auch im Zusammenspiel der Kulturen.
Befreiung des Individuums, des Kollektivs von unnötiger Abhängigkeit, Befreiung der Autorität von den Mitteln des Zwangs, Befreiung der Moral vom Unflat, vom Schlag-
*** Zukunft! Entspricht die Vergangenheit? Zukunft auf Vergangenheit aufbauen können? Vorhandene Möglichkeiten der Vergangenheit fortsetzen wollen? Erstreben wir Befreiung als Loslösung von vergangenen Unmöglichkeiten, sollen Unmöglichkeiten vergehen? Sammeln, suchen wir sie, die Möglichkeiten (und nicht nur die eigenen)? Nichts ist unmöglich!
Warum ist das Umfeld vieler mit seinem Moralismus nicht willens, jedem jede notwendige Möglichkeit vorbehaltlos zu bieten? Solcher moralisierender Art wird das zwar Mögliche (weil an sich machbar und wünschenswert) unmöglich (weil von jenen das Umfeld für unser Umfeld bildenden Weltordnenden, den die Moral Besitzenden, nicht zugelassen, wünschenswert, aber von jenen nicht gewünscht), die einen sind als kollektive Einheit zur lebenslänglichen Geiselhaft jener anderen verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann immer nur eine unbedingte Entlassung sein, kann nur ein die aller Möglichkeiten beraubten einen von den Bedingungen der sie umgebenden, meist sehr versteckten und ihnen oft nicht bewussten Repressivität durch die so edlen Worte jener alle Möglichkeiten besitzenden anderen Befreien, kann nur die vollständige, vor allem auch geistige Emanzipation der Möglichkeitslosen sein, nur eine unumkehrbare, eine eine erneute Verschärfung dieser uns umgebenden Unmöglichkeitsspannungen verunmöglichende Befreiung. Warum ist das Umfeld so vieler, sind dessen geistige und materielle Kräfte nicht imstande, jedem jede notwendige Möglichkeit schwierigkeitslos zu bieten? Solcher möglichkeitsloser Art sind die einen wiederum als Kollektiv zur lebenslänglichen Haft in der von den anderen geschaffenen und umvölkerten, also umzingelten Wüste verurteilt. Eine vorzeitige Entlassung daraus kann immer nur eine bedingte Entlassung sein, kann wiederum nur ein die aller Möglichkeiten beraubten einen von den Bedingungen der sie umgebenden (allerdings für die einen stets offen zu Tage tretenden) Repressivität durch jene alle Möglichkeiten besitzenden anderen Befreien, kann nur aufgrund einer vollständigen Zivilisierung der Wüstenumzingler und moralisierenden Möglichkeitsbesitzer erfolgen. Diese Entlassung kann nur eine von den Bedingungen der die Wüste umgebenden zivilisatorischen Einrichtungen völlig abhängige, aber niemals eine vollkommene Entlassung sein, niemals auch eine unumkehrbare, eine bei einem Fehlen von die Verwüstung umgebenden zivilisatorischen Einrichtungen nicht mehr rückgängig zu machende. Haben die Umzingler erst einmal mittels ihrer Zivilisationslosigkeit die soziale Verwüstung verbrochen, kann ein neues Erblühen nur durch die bedingungslose Aufgabe aller Umzingelungen seitens der nicht nur Wüsten- sondern auch Weltumzingler, also durch deren Zivilisierung erhofft werden. Befreiung des Charakters, des Individuums, des Kollektivs, Befreiung des Lebens von dessen Umzingelung, dessen Verwüstung, Befreiung des Lebens von Repression. Bringen wir Neues hervor, welches den Teufelskreis des Vergangenen durchbricht und doch nur dem Nährboden vergangener Ereignisse entwachsen kann. Befreiung der Zukunft von der Vergangenheit kann nicht Vergessen und Verdrängen bedeuten, wollen wir nicht die Zukunft dem Zufall überlassen. Befreiung der Zukunft von der Vergangenheit kann nur in einem Zusammenwirken aus Verstehen des Vorgefallenen durch scharfen Blick, Erkennen eigener Schuld durch Einsicht, Nachsicht von Fehlern anderer durch großzügige Betrachtung, Zukunftswillen bezüglich uns umgebender Missstände durch anteilnehmende Umsicht und guten Ideen für das Kommende durch Ausschau erfolgen. Verstehen wir das hinter der Leistung, die so zählt, Verborgene, das vom engen Raum der Eigenverantwortlichkeit versteckte weite Land der Ohnmacht, erkennen wir die von den Schulden verdeckte Schuld, die gewaltigen Schläge unserer Schlagwörter, verzeihen wir die giftstrotzenden Früchte aus Ohnmacht geborener Verzweiflung, entwickeln wir einen unbeugsamen Willen zur Veränderung, zur Möglichkeitserlangung für die Ohnmöglichen, und wir werden Ideen haben für die Zukunft, für deren Befreiung von den Unmöglichkeiten der Vergangenheit und für die zukünftige Pflege (auch aus charakterlicher Sicht) möglicher Möglichkeiten der Vergangenheit. Kein freies Kräftespiel wird Wunden heilen, ungeteilte humanitäre Maßstäbe sind aufzustellen und anzustreben. Befreiung als Entfesselung der Glücklosen von ihrem Unglückslos, als Chance der Glückhaften zur erfüllenden gehaltvollen Aktivität. Nicht freie ökonomische Märkte, sondern freie Märkte der Werte sind die Voraussetzung für befreite Zukunft, Märkte ohne Zahlungsmittel, auf Geistesmöglichkeit und Herzenskraft als Handelsmaß beruhend. Den Zweck nicht mit den Mitteln verwechseln, freie Märkte an sich sind von Werten frei, sind Werkzeuge, manchmal bloß etwas stumpf, oft aber völlig ungeeignet.
Befreiung von vergangenen Unmöglichkeiten durch den Ausbruch aus dem goldenen Gedankenkäfig der Macht mit Gitterstäben aus Vorurteilen und Wort-
Der goldene Käfig, welcher weniger ein- vor allem aber aussperrt, golden ein-, eisern ausschließt, die geistige Bewegung der Eingeschlossenen durch die so falsch argumentierten Zufriedenheits- Wo und wann haben sie es vermocht, die Grenzen des Käfiggitters zu deregulieren, wo und wann wurde dies auch nur angestrebt, der Käfig von innen geöffnet, wo und wann wurde die Zukunft aus dem Käfig hinausgelassen, freiwillig von der Vergangenheit befreit? Käfige sind überall; der Norden dieser Welt: ein Käfig, innerhalb des Nordenkäfigs: Käfige, und in diesen Käfigen weitere Verschachtelungen von Käfigen, innerhalb des Südens Käfige, überall Ausgeschlossene und Eingeschlossene! In welchem Käfig leben Sie? Sägen Sie? Wo, an welchem Gitterstab?
II
Mit einem Entwicklungsprogramm machte die Weltbank das Gebiet um Santa Cruz im Osten Boliviens zur Boomregion. "Gib mir Brot", so betteln im Gleichklang einige Ayoreo-
Die Investmentbank Merrill Lynch hat die wachsende Verbreitung von hochverzinslichen Anleihen als Instrument der Kapitalmarktfinanzierung europäischer Unternehmen zum Anlass genommen, einen eigenen Index zu kreieren. Der in London vorgestellte "European High Yield Currency Index" soll die Performance der in europäischen Währungen denominierten Junk- Die UreinwohnerInnen wollte man mit einem als fortschrittlich gepriesenen Programm einbinden. Immerhin versprach die Wachstumsregion einige Schätze: Gold und Edelmetalle in Chiquitos und gute Böden für die Landwirtschaft. Die Geschäfte haben das einst verschlafene Santa Cruz über Nacht zu einer kleinen Metropole gemacht.1 Der niederländische Stahl- und Aluminiumhersteller Hoogovens hat im 1. Semester bei um 27% höheren Umsätzen von 5,7 Mrd. hfl. seinen Betriebsgewinn um 90% auf 629 Mio. hfl. steigern können. Dank einer günstigen Entwicklung der Finanzlasten und der Beteiligungsgewinne wurde der Gewinn aus laufender Geschäftstätigkeit von 269 auf 588 Mio. hfl. mehr als verdoppelt und der Reingewinn von 194 Mio. auf 386 Mio. hfl. gesteigert.2 Aber weniger die breite Masse der Bolivianer, als ausländische Investoren profitieren davon. Die Planungen einer regionalen Entwicklungsbehörde zusammen mit den hiesigen Wirtschaftsverbänden zogen hauptsächlich betuchte Bolivianer und vor allem Ausländer an. Ein Großteil der sensiblen Wälder ist abgeholzt, die Böden beginnen bei wenig Regen zu verkarsten. Die letzten 1600 Ayoreo leben mangels anderer Aussichten immer mehr von Prostitution, Bettelei und Diebstahl. Oder von der Wohltätigkeit reicher Damen aus Santa Cruz.1 In den ersten 6 Monaten des Geschäftsjahres 1998 hat der britische Maschinenbau- und Rüstungskonzern GKN vor Steuern mit 230 Mio. £ 13,3% mehr verdient. Zu konstanten Wechselkursen wäre ein Gewinnanstieg um 16,9% verzeichnet worden. GKN hat im Halbjahr eine Reihe von Zukäufen und Kooperationen getätigt. Nach Steuern weist GKN einen um 15% verbesserten Gewinn je Aktie von 22,4 (i.V. 9,5) p aus, die Zwischendividende wurde um 10% auf 5,75 (5,25) p angehoben.2 Zunehmende Lohnungleichheit, reale Einkommensverluste für Geringverdienende und relativ niedrige Arbeitslosigkeit prägen den US-amerikanischen Arbeitsmarkt.1
Tatsächlich wiesen die vom S&P500 berücksichtigten Firmen im ersten Semester nur noch ein durchschnittliches annualisiertes Gewinnwachstum von 4% auf - dies nach zweistelligen Zuwächsen in den Vorjahren. Gleichzeitig zeichnet sich noch kein Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise in Fernost ab; und ungewiss sind auch die Folgen des "Sex-
*** Gestern getätigte Investitionen nächstes Jahr lieber als übernächstes dividendentragend zurückerhalten, es ist ein gutes Recht, schwer tragen an dem ungeheuren Risiko, alles zu verlieren, es rechtfertigt die Chance auf hohen Gewinn. Wer nichts zu investieren hat, riskiert nichts, wer nichts hat, kann nichts verlieren. Gestern gesäter Samen Frucht in vier Monaten lieber als in deren fünf ernten, es ist aller Arbeit Ziel, schwer an dem ungeheuren Risiko tragen, alles zu verlieren, es rechtfertigt die Chance auf einen guten Erntepreis. Wer nicht hart arbeitet, der kann später nicht ernten. Gestern geleisteter Arbeit Lohn nächste Woche lieber als in der übernächsten erhalten, abhängig sein davon, schwer tragen an dem Risiko des Einkommensverlustes, nicht auszusprechen wagen, was es rechtfertigt (die Utopie eines sozialen Netzes?). Ohne Arbeit kein Lohn. Gestern durch die Straßen gelaufen, gestern lieber gleich etwas erbettelt haben wollen, der Großzügigkeit ausgeliefert, schwer tragen an dem Risiko, erwischt zu werden, Straßenkinder ohne Rechtfertigung, ohne Daseinsberechtigung in jedem Fall. Wer nichts zu investieren hat, riskiert nichts, wer nichts hat, kann nichts verlieren; Aktionäre ihre Millionen, Bauern ihr Saatgut, Lohnarbeiter ihre Stelle, Straßenkinder ihr Leben. Die Drohung: den Bauern und Lohnarbeitern die Verarmung, den Aktionären ein Leben mit wertgeminderten Aktien, den Straßenkindern der Tod - dem größten Risiko die größte Chance auf Gewinn! Einer guten Vergangenheit eine gute Zukunft! Prost!
Einer guten Zukunft eine gute Vergangenheit! Gestern nicht getätigte Investitionen nächstes Jahr und auch übernächstes noch dividendentragend zurückerhalten, auf gute Rechte pochen, schwer tragen an dem ungeheuren Risiko, Vergangenheit zu verlieren, es rechtfertigt alle Mittel. Wer keine Vergangenheit hat, riskiert nichts, wer nichts hat, kann nichts verlieren. Gestern gesäter Ungerechtigkeiten Lohn noch lange ernten, es ist aller Arbeit Ziel, schwer an dem ungeheuren Risiko tragen, alles zu verlieren, es rechtfertigt die Weiterführung des Vergangenen. Wer nicht hart arbeitet, der kann später nicht ernten. Gestern angewandter Mittel Blüte auch in der Zukunft fruchten lassen, abhängig sein davon, schwer tragen an dem Risiko der angefaulten Wurzeln, nicht aussprechen, dass die Rechtfertigung der Mittel fehlt, lieber die Behauptung: Ohne Arbeit kein Lohn. Das Gestern im Sinne des Morgen auslegen (alle Mittel sind recht), vom Gestern die Zukunft erbetteln, es an die Zukunft fesseln, schwer tragen an dem Risiko, bei dieser (Geschichts-)Lüge erwischt zu werden, jede Rechtfertigung ist recht, Daseinsberechtigung in jedem Fall. Wer keine Vergangenheit hat, riskiert nichts, wer nichts hat, kann nichts verlieren; Kriegsherren ihre Rechtschaffenheit, Wohlhabende ihre Selbstgerechtigkeit, Ausbeuter ihre Macht, alle ihre Vergangenheit. Die Kriegsherren im Sinne einer zivilisierten Kultur des Interessensausgleichs befrieden, die Wohlhabenden für Hunger und Elend interessieren, die Ausbeuter im Sinne einer Kultur des Schutzes von Mensch und Natur entmachten, die Menschen Anteil nehmen lassen im Sinne humanistischer Werte, die mehr sind, als bloße Rechtfertigung eigener Egoismen, Werte, die Egoismen im Weg sind, Werte, welche nicht polarisieren, sondern dem interkulturellen Ausgleich dienlich sein können. Streben wir eine Weltkultur der intellektuellen Diskussion an, die an die Stelle bloßer Machtausübung tritt oder zumindest Macht durch die Waffen des guten Arguments einschränkt: Befreien wir uns von unseren Vorurteilen, betrachten wir die Vergangenheit nicht voreingenommen durch den Blickwinkel unserer Zukunft (und unserer Interessen für die Zukunft), sondern besehen wir die Vergangenheit offenen Auges, ohne sie für unsere Zukunft zu missbrauchen!
*** Am Rande der großen Wüste lebte seit alter Zeit der fröhliche Stamm der Bongos. Die Männer jagten, die Frauen bebauten kleine Felder, die Alten versorgten die Hütten. Meist aber sangen und tanzten die Bongos. Doch seit ein paar Wochen war es still geworden im Dorf. Es herrschte eine fürchterliche Dürre. Die Jäger kamen ohne Wild nach Hause, die Felder verdorrten, und der heiße Wind ließ auch die letzte Quelle versiegen. Am Anfang der Trockenzeit tanzten die Männer des Stammes den ganzen Tag die große Regenbeschwörung, mit der sie ihren Stammesgott bewegen wollten, Wolken zu schicken. Und Mago und Bubu, zwei kleine Buben, saßen während des Tanzes stundenlang als Späher auf einer hohen Palme. Aber anscheinend gab es keine Wolken mehr. Hunger und Durst zehrten an den Kräften der Bongos. Das Lachen und Singen verstummte, das Trommeln wurde leiser und der große Regentanz um den Medizinmann langsamer.3
Am Rande des großen Meeres lebte seit alter Zeit das fröhliche Volk der Nordländer. Die Männer bauten Maschinen, die Frauen kochten, die Alten hatten Urlaub. Meist aber erfreuten sich die Nordländer ihrer klugen Erfindungen, fuhren mit dem Auto spazieren oder sahen fern. Doch seit ein paar Wochen war es still geworden im Land. Es herrschte eine fürchterliche Wirtschaftskrise. Die Männer durften keine Maschinen mehr bauen, die Frauen hatten nichts mehr zu kochen und die Alten konnten sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten. Am Anfang der Krise beschworen die Wirtschaftsmagnaten des Volkes den ganzen Tag die großartigen naturgegebenen Gesetzmäßigkeiten des Wirtschaftens, mit denen sie ihre Landesökonomie bewegen wollten, sich aufzuschwingen. Und die Herren Meier und Müller, zwei kleine Leute, saßen während der Beschwörung stundenlang als Konjunktur- Eines Tages saßen Mago und Bubu schon wieder lange Zeit auf ihrer Palme und starrten in die von der Hitze flirrende Wüste. Da gewahrten sie plötzlich einen roten Punkt. Er wurde schnell größer und größer. Zuerst trauten sie ihren Augen nicht, doch dann sahen sie: es war ein richtiges Auto, und zwei Männer saßen darin. Mago und Bubu schrieen laut und fuchtelten mit den Armen. Der ganze Stamm geriet in Aufregung. Als die Reisenden von dem Unglück erfuhren, das über die Bongos gekommen war, überlegten sie hin und her, wie man den armen Menschen helfen könnte. "Man müsste den ganzen Stamm in ein Land bringen, in dem es für alle genug zu essen und zu trinken gibt", meinte der eine. Schließlich hatte der andere einen guten Gedanken. Er kannte einen Mann, der in den großen Städten Europas Völkerschauen veranstaltete. Diesem Mann war es vielleicht möglich, die Bongos, die so geschickt jagen und so schön tanzen, gleich zu sich zu holen.3 Eines Tages saßen Meier und Müller schon wieder lange Zeit vor ihren Fernsehern und starrten in die von lauter Beschwörungsformeln flimmernde Röhre. Da gewahrten sie plötzlich einen braunen Punkt. Er wurde schnell größer und größer. Zuerst trauten sie ihren Augen nicht, doch dann sahen sie: es war ein richtiger starker Mann, der es ehrlich meinte. Meier und Müller schrieen laut und fuchtelten mit den Armen. Das ganze Volk geriet in Aufregung. Als der starke Mann von dem Unglück erfuhr, das über die Nordländer gekommen war, überlegte er hin und her, wie man den armen Menschen helfen könnte. "Man müsste die Fleißigen und Anständigen des Volkes in ein Land bringen, wo es genügend Maschinen zu bauen gibt", meinte er. Schließlich hatte er einen guten Gedanken. Er kannte einen Mann, der in den großen Städten Asiens aber auch Afrikas Maschinen bauen ließ. Diesem Mann war es vielleicht möglich, die Nordländer, die so geschickt Maschinen bauen, gleich zu sich zu holen. Wirklich, nach drei Tagen senkte sich ein großer, blitzender Metallvogel neben dem Dorf in den Wüstensand. Hütten wurden abgerissen, alles Tragbare verladen. Für die Wenigen, die zurückbleiben mussten, wurden die Palisaden erhöht und Kisten mit Lebensmitteln ausgeladen, sodass sie geborgen die Rückkehr des Stammes erwarten konnten. Mago und Bubu, die erfolgreichen Späher, durften als erste in das Flugzeug steigen. Dann geschah so viel in so kurzer Zeit, dass Mago und Bubu später alles durcheinander brachten. Kaum waren sie am Rande einer europäischen Großstadt gelandet, fuhren sie schon in mehreren Autos zu einer großen Festwiese. Und was war dort nur für ein Gewimmel und Durcheinander. Ein Zirkus war da, eine Achterbahn wurde aufgebaut. Elefanten wurden spazieren geführt. Ein Mann konnte mit sieben Keulen jonglieren, und überall wurde gehämmert, gemalt und geprobt.3 Wirklich, nach drei Tagen senkte sich ein großer, blitzender Metallvogel neben der Hauptstadt auf den gut ausgebauten Flugplatz. Häuser wurden abgerissen, alles Tragbare verladen. Für die Wenigen, die zurückbleiben mussten, wurden Grenzzäune errichtet und Kisten mit Computern, Videorecordern, Autos und sonstigem Spielzeug ausgeladen, sodass sie geborgen die Rückkehr des Volkes erwarten konnten. Meier und Müller, die erfolgreichen Fernseher, durften als erste in das Flugzeug steigen. Dann geschah so viel in so kurzer Zeit, dass Meier und Müller später alles durcheinander brachten. Kaum waren sie am Rande einer asiatischen Großstadt gelandet, fuhren sie in mehreren Zügen zu einem großen exterritorialen Industriegebiet. Und was war dort nun für ein Gewimmel und Durcheinander! Eine Maschinenfabrik war da, ein Fließband wurde aufgebaut. Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter wurden zum Ort ihrer Tätigkeit geführt. Ein Kind konnte sieben Fußbälle in nur zehn Minuten zusammennähen, und überall wurde gehämmert, lackiert und genäht.
III In welchem Käfig lebst du? Sägst du? Wo, an welchem Gitterstab? Vergangenheit versucht sich zwischen den Stäben hindurchzuzwängen, allein, sie ist zu umfangreich, nicht so simpel, wie ihr im Käfig gefangenes Abbild, aufgenommen aus ihr (oder wem?) schmeichelnder Perspektive. Von den Wünschen an die Zukunft geformte Vergangenheit. Wer keine Vergangenheit besitzt, riskiert nichts, wer nichts hat, kann nichts verlieren.
Der goldene Käfig, welcher Zukunft ein-, Wahrheit aussperrt, golden ein-, eisern ausschließt, die geistige Bewegung der Eingeschlossenen durch die vergangenheitsverfälschenden Zufriedenheits- Befreiung von zukünftigen Unmöglichkeiten durch den Einzug ungeschminkter Vergangenheit in den goldenen Gedankenkäfig der Macht mit Gitterstäben aus Selbstbespiegelung und Ignoranz. Der Käfig, in welchem nicht nur diejenigen sitzen, deren Verantwortung über die eigene Nasenspitze nicht hinausreicht, sondern noch viel mehr jene Menschen, welche es sich im Umfeld der Verantwortungslosigkeit in völliger Ahnungslosigkeit zufrieden eingerichtet haben. Aus der Zufriedenheit der Möglichkeitsbesitzer sind die Gitterstäbe geschmiedet, welche den Weg für eine befreite Vergangenheit versperren, die Zufriedenheit, welche der Quell für die große Mannigfaltigkeit der Begründungen ist, warum alles so sein hat müssen, wie es gewesen ist und warum es so gewesen ist, wie es sein hat sollen. Befreiung des Charakters, des Individuums, des Kollektivs, Befreiung des Lebens von dessen Umzingelung, dessen Verwüstung, Befreiung des Lebens von der Repression. Sehen wir ungetrübten Auges all das, was unsere Vergangenheit ist, der unsere Verantwortung für die Zukunft entwächst. Befreiung der Vergangenheit von der Zukunft kann nicht Abwenden vom Kommenden bedeuten, wollen wir nicht die Zukunft dem Zufall überlassen. Befreiung der Vergangenheit von der Zukunft kann nur im Ausschau Halten nach guten Ideen für das Kommende erfolgen, Ideen, welche sich auf ein umsichtiges Anteil Nehmen an den uns umgebenden Missständen stützen, das geprägt ist von einer großzügigen Betrachtung der Fehler anderer nach der Einsicht eigener Schuld aufgrund einer scharfsichtigen Analyse des bisher Vorgefallenen. Verstehen wir das hinter den historischen Leistungen, die so zählen, Verborgene, das vom weiten Raum der gegenwärtigen Ohnmacht versteckte vergangene Unrecht, erkennen wir die von den Schulden verdeckte Schuld, die gewaltigen Schläge der Schlagwörter, verzichten wir auf die giftbringende Unterschlagung aus Macht geborener Unterdrückung, entwickeln wir einen unbeugsamen Willen zur Objektivierung, zur Möglichkeitserlangung vergangener Unmöglichkeiten, und wir werden Ideen für die Zukunft haben, nach der Befreiung der Vergangenheit von den (aus charakterlicher Sicht) unmöglichen Möglichkeiten der Zukunft für die zukünftige Ermöglichung (aus charakterlicher Sicht) möglicher Unmöglichkeiten der Vergangenheit. Nur ein freies Kräftespiel der Werte aller Kulturen kann Wunden heilen, sämtliche humanitäre Maßstäbe dieser Welt sind zu berücksichtigen. Befreiung als Entfesselung des Blicks auf diese Welt vom Eindimensionalen eigener Geschichte, als Chance zur Bereicherung um neue geistige Perspektiven. Nicht die globale Entwicklung im Sinne (lokal und geistig) begrenzter Denkweisen ist zielführend, sondern Entwicklungsmöglichkeiten als Folge befreiter Vergangenheit, Entwicklung weg von der Sprachlosigkeit, hin zur Mehrsprachigkeit der Werteskalen, auf der Kenntnis der Maßstäbe anderer Kulturen beruhend. Globalisierung, zu oft mit Universalität verwechselt, ist physische Verdrängung als Folge geistiger Verdrängung, Geschichtsverdrängung. Universalität hingegen beinhaltet ein Einbeziehen, ist Resultat einer Psychotherapie der Geschichtsbetrachtung zum Bewusstwerden unserer kulturellen Filter bei der Beurteilung der Dinge schlechthin.
*** Vergangenheit! Entspricht die Zukunft? Zukunft auf Vergangenheit aufbauen können? (Unmögliche) Möglichkeiten der Zukunft durch Verdrängung unliebsamer Vergangenheit erzwingen wollen? Erstreben wir Befreiung als Loslösung von zukünftigen charakterlich unmöglichen Möglichkeiten, verwehren wir dem charakterlich Unmöglichen die Möglichkeit? Sammeln, suchen wir sie, die Vergangenheitserklärungen der anderen? Nichts ist unmöglich!
Warum ist das Umfeld vieler mit seinem Moralismus nicht imstande, jedem seine Vergangenheit vorbehaltlos zu gewähren? Solcher moralisierender Art wird das Geschehene zum Ungeschehenen, zum Unwahren (weil von jenen, die alle Möglichkeiten haben, nicht zugelassen, zwar geschehen, aber von jenen nicht gewünscht), die Vergangenheit wird den einen als kollektiver Einheit durch jene anderen entwendet. Eine Rückerlangung der Wahrheit kann immer nur eine endgültige sein, kann nur eine die ihrer Vergangenheit beraubten einen von der sie umgebenden, meist sehr versteckten und ihnen oft gar nicht bewussten Geschichtsfälschung durch jene angeblich allein Vergangenheit besitzenden anderen Befreien, kann nur die vollständige, vor allem auch geistige Emanzipation der Vergangenheitslosen sein, nur eine unumkehrbare, eine vom Geist des rationalen Diskurses getragene Tradition von Geschichts- und Kulturauffassung. Warum ist das Umfeld so vieler, ist dessen geistige Kraft nicht imstande, jedem seine Vergangenheit vorbehaltlos zu gewähren? Solcher unmöglicher Art wird den einen (wiederum als Kollektiv) die Vergangenheit durch jene anderen entwendet. Eine Rückerlangung der Wahrheit kann immer nur eine vorläufige sein, kann wiederum nur ein die ihrer Vergangenheit beraubten einen von der sie umgebenden (allerdings für die einen stets offen zu Tage tretenden) Geschichtsfälschung durch jene angeblich allein Vergangenheit besitzenden anderen Befreien. Eine Rückerlangung der Wahrheit ist abhängig von einer vollständigen Zurückhaltung der Machthaber der die Vergangenheit gepachtet Habenden beim Spielen auf dem Klavier der patriotischen Verführung. Diese Zurückhaltung ist die Befreiung aller, der Mächtigen wie der Geknechteten, sie ist eine (wenngleich nur bedingte) Loslösung von den Abhängigkeiten von der große Teile dieser Welt bevölkernden Gefühls- und Geisteskrankheit, welche groteskerweise als Patriotismus durchwegs im positiven und als Nationalismus immer noch nicht durchwegs im negativen Licht gesehen wird, jedoch eigentlich als Provinzialismus, nein, viel schlimmer noch als kollektive Egozentrik oder Eigensucht bezeichnet werden muss. Patriotismus ist nichts anderes als pure Geschichtsverdrängung, Verdrängung der Geschichte der anderen zur Hervorhebung der eigenen Vergangenheit, um die Zukunft zu legitimieren, eine kollektive Verblendung zur leichteren Integration der Individuen in die Gemeinschaft samt deren Geschichte und zur Verschleierung des Zufalls dieser Verbindung. Patriotismus ist die einfache Möglichkeit der Legitimierung individueller Zukunft aufgrund kollektiver Vergangenheit, ist persönlicher Stolz auf die kollektive Geschichte, auf welche aber nie persönlicher Einfluss bestanden hat. Haben die Vergangenheitspächter erst einmal mittels ihres eng begrenzten Horizonts die geistige Verwüstung verbrochen, kann ein neuer Aufschwung nur nach einer Entwicklung ausreichenden Interesses an unterschiedlichsten zivilisatorischen Verhaltensweisen (besonders durch jene die Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen in Händen Haltenden) erfolgen.
Befreiung des Geistes vom Ungeistigen, Befreiung des Herzens vom Herzlosen, Befreiung des Charakters vom Unflat, Erlangen der Wahrheit, Vergangenheit, Zukunft! Befreiung des Geistes und nicht nur des Geistes durch den Willen zur Verantwortung der Vergangenheit in der Zukunft. Die Kolonialisierung der Vergangenheit nicht durch Neokolonialisierung der Zukunft und also neue effektivere Formen der Kolonialisierung wettmachen wollen, sondern Vergangenheit als Auftrag für die Gestaltung der Zukunft sehen. Nicht die Bürde der Vergangenheitsverfälschung als Eintrittskarte für die Zukunft, sondern die Eintrittskarte Vergangenheit als Bürde für die Zukunft betrachten.
*** Ist unser Umfeld mit seinem Moralismus nicht imstande, uns unsere Vergangenheit vorbehaltlos zu gewähren, ist solcher Art das (Vor-)Urteil über uns gesprochen, bleiben uns die Möglichkeiten der Zukunft verwehrt. Die Rückerlangung der Wahrheit, des Rechts auf unseren individuellen Werdegang, kann nur eine endgültige sein, ein die Gesellschaft und ihr Denken von den Bedingungen der uns umgebenden Repressivität und bewussten Geschichtsfälschung Befreien. Alle uns zugeschriebenen Eigenschaften, die Rolle, welche wir in unserem Umfeld spielen, sind an der uns, unserer Gesellschaftsgruppe zugeschriebenen Vergangenheit aufgehängt. Gesellschaftsschichts- und Geschichtsbetrachtung durch die Brille kollektiver Egozentrik der Klassen und Gruppen, für die Unterlegenen einziges Mittel zur Aufrechterhaltung von Selbstbewusstsein, für die Überlegenen einziges Mittel zur Aufrechterhaltung (gott-)gegebener Umstände, ist nichts anderes, als Patriotismus auf anderer (noch niedrigerer) Ebene, eine Gefühls- und Geisteskrankheit, nur überwindbar durch eine Emanzipation der Unterlegenen, eine gesellschaftliche Demokratisierung im Sinne eines offenen Diskurses gesellschaftlicher Probleme unter Teilnahme aller, durch Loslösung von den Abhängigkeiten von der die Welt beherrschenden Kraft der suggestiven Wiederholung aufgrund einer Kultivierung des Hinterfragens, der Antastbarkeit von Tabus. Ist unser Umfeld, ist dessen geistige Kraft nicht imstande, uns unsere Vergangenheit vorbehaltlos zu gewähren, ist solcher Art eine Aufhebung des (Vor-)Urteils unmöglich, wird uns jede Zukunft verwehrt. Die Rückerlangung der Wahrheit, des Rechts auf unseren individuellen Werdegang, kann nur eine vorläufige sein, wiederum die Befreiung aller, der Mächtigen wie der Geknechteten durch die (wenngleich nur bedingte) Loslösung vom Spiel auf dem Klavier der Emotionen aufgrund vollständiger Zurückhaltung der Machthaber, durch wertvolle Politik (voll der Werte), welche verantwortet wird, anstatt in der Werte- und also Wertlosigkeit von Stimmungsbarometern zu versinken, Demokratisierung durch Abwahl Werte verantwortender Menschen im Fall zu großer Diskrepanzen zur Volkesstimme, nicht durch Anpassung werteloser interessensbezogener Politik an fetischisierte statistische Meinungserhebungen, Demokratisierung durch Vorrang der Werte gegenüber Interessen, durch die Bekundung von Interesse, anstatt von Interessen.
Befreiung des Individuums durch Infragestellen, Befreiung der Autorität von der Suggestion ihrer eigenen Worte, Befreiung der Moral vom Unflat, Erlangen der Vergangenheit, Zukunft.
Ein Schlag Worte befreit nicht, Schläge mit Worten in der das Werden der Machtlosen verdrängenden Gesellschaft, wie das Immer- Und Vergangenheit fesselt - die einen an die Zukunft, die anderen an die Zukunftslosigkeit. Du gehörst zu jenen relativ wenigen Menschen, welche die Zukunft, nicht nur die eigene, sondern auch die der größeren Teile dieser Welt in Händen halten. Befreiung von der Zukunft, Befreiung der von den Zukunftsaussichten einiger verformten Vergangenheit, gebt jedem die Chance auf seine Vergangenheit und nehmt niemandem die Gelegenheit, die Bürde seiner Vergangenheit zu tragen.
Befreiung des Individuums, des Kollektivs von den Ausflüchten, Befreiung der Autorität von den Fesseln des Glaubens an die eigenen Wort-
*** Sind wir, ist unser seelischer Zustand nicht imstande, der eigenen Vergangenheit geradewegs ins Auge zu sehen, ist es solcher Art unmöglich, mit uns selbst ins Reine zu kommen, bleiben uns Möglichkeiten der Zukunft lebenslänglich verwehrt. Die Rückerlangung der Wahrheit und damit des ungetrübten Blicks auf die Zukunft kann nur eine endgültige sein, ein unser Denken und unseren seelischen Zustand durch die Bewältigung des Geschehenen ins Gleichgewicht Bringen. Alle unsere Eigenschaften, die Rolle, welche wir in unserem Umfeld spielen, sind an unserem Umgang mit der eigenen Vergangenheit aufgehängt. Verdrängung von Geschehenem, einerseits als einziges Mittel zur Aufrechterhaltung der Zukunft empfunden, andererseits Ursache unserer Beengung, ist nichts anderes als Einschränkung der Zukunftsmöglichkeiten. Sind wir, ist unser Denkvermögen nicht imstande, die eigene Vergangenheit zu erkennen, ist es solcher Art unmöglich, gemachte Erfahrungen für Zukünftiges zu nützen, wird uns jede Zukunft verwehrt. Die Rückerlangung der Wahrheit bleibt unmöglich, die Rückerlangung von Zukunftsmöglichkeiten kann nie eine endgültige sein, kann nur eine von den Bedingungen der uns umgebenden Menschenfreundlichkeit völlig abhängige sein. Die Rolle, welche wir in unserem Umfeld spielen, ist an dessen Umgang mit unseren Eigenschaften und unserer daraus resultierenden Vergangenheit aufgehängt. Verständnis für unsere individuelle Vergangenheit, einerseits einziges Mittel zur Aufrechterhaltung unserer Zukunft, andererseits einziges Mittel zur Aufrechterhaltung der Zukunft unseres Umfelds, ist der einzige gangbare Weg ins Morgen für alle.
Befreiung des Herzens vom Herzlosen, Befreiung der Vergangenheit vom Unflat der Geschehenes ignorierenden Zukunftshoffnungen, Befreiung der Vergangenheit vom von Miss- und Unverständnis getrübten Blick in die Zukunft! Befreiung des Herzens durch den Drang zur Verantwortung der Vergangenheit in der Zukunft. Die Ignoranz gegenüber der Vergangenheit nicht durch Ignoranz gegenüber der Zukunft fortsetzen, sondern Vergangenheit, auch individuelle Schicksale, als Auftrag für die Gestaltung der Zukunft verstehen. Nicht die Bürde der Ignoranz der Schicksale als Erleichterung für die Zukunft, sondern die Erleichterung eigenen Schicksals als Bürde für die Zukunft betrachten.
*** Die guten Vorsätze für die Zukunft gehen den Bach der Vergangenheit hinunter. Unerbittlich. Nur ein Augenblick trennt unsere Hoffnungen von der Ernüchterung. Gegenwärtig entgleiten die Wünsche dem Blick unserer Zeit in den Wirrnissen dieser Welt, wo sie, hinter den Taten der Macht verborgen, auf jenen Augenblick warten, welcher sie unwiederbringlich der Vergangenheit anheimfallen lassen wird. Im Gedächtnis der Zukunft werden Teile unserer Sehnsuchtserfüllungen endgültig erloschen sein, ihrer nachhaltigen Wirkung auf die Zukunft schlussendlich beraubt, das Zeitliche segnen, Vergangenheit ohne Zukunft sein. Und doch werden in der Erinnerung der Zukunft Hoffnungen der Vergangenheit zur Gestaltung weiterer Zukunft (auf beschränkte Zeit) aufbewahrt werden, mit dem Sehnen der Zukunft vermengt, auch schon wieder vergangen sein, um dann, solcher Art dem Vergessen kaum entrungen, erneut auf die Zukunft einzuwirken. Die Gedanken an die Vergangenheit ertrinken im Strom der Zukunft. Unerbittlich. Nichts trennt diese mehr oder weniger schönen Erinnerungen vom Vergessen des Zukünftigen. Gegenwärtig gibt die Geschichte den Wirrnissen der Zukunft den Weg frei, indem sie, der Welt immer mehr abhandengekommen, ihre Last, aber auch ihre Kraft als Stütze für die Zukunft verloren hat. Im Gedächtnis der Vergangenheit sind schon die Sehnsuchtserfüllungen unserer Vorfahren endgültig erloschen, ihrer nachhaltenden Wirkung auf die Geschichte beraubt, haben sie das Zeitliche gesegnet, Zukunft ohne Vergangenheit ermöglichend. Und doch haben die Vorstellungen der Vergangenheit von nun gleichfalls vergangener Zukunft, welche nicht nur zur Glorifizierung vorvergangener Vergangenheit gedacht worden waren (vergängliche Gedanken), um vergangene Zukunft zu bauen, Eingang in die Geschichte über die vergangene Zukunft hinaus gefunden, sind, solcher Art geprüft, späteren Zeiten nicht zum Opfer gefallen, späteren Gehirnen nicht entfallen. Vergangenheit und Zukunft verwickeln uns in ihre unübersehbare, ständig sich verändernde Verflochtenheit. Nicht die Zukunft von der Vergangenheit befreien und nicht die Vergangenheit von der Zukunft, aber uns können wir befreien, indem wir diese Verflochtenheit durchleuchten und Vergangenheit als Aufgabe für die Zukunft erkennen, indem wir Phantasie und Willen zur Veränderung vergangener Unmöglichkeiten entwickeln, nachdem wir den Willen und die Kraft zum vom zukünftig Möglichen unverfälschten Verstehen des Geschehenen entwickelt haben.
Wie ist dein Interesse für die Befreiung der Zeiten zu wecken? Wo du doch zu jenen bevorzugten Menschen gehörst, welche Zukunft besitzen, weil von ihnen gesagt wird, dass sie Vergangenheit haben, welche also gar nicht daran interessiert sein müssen, ihr ihnen aufgrund ihrer Vergangenheit zugestandenes Recht auf Zukunft aufzugeben oder ihre Vergangenheit in Frage zu stellen ohne an ihre Zukunft zu denken! Befreiung von der Zukunft bringt deine Vergangenheit, dein Kapital, in Gefahr, wertlos zu werden. Der von auf deiner Vergangenheit basierenden Zukunftsmöglichkeiten ungetrübte Blick auf das Geschehene und solcher Art Gegenwärtige gefährdet deine Dividende. Befreiung von der Vergangenheit ersetzt für deine Zukunft die Dividende durch den Gehalt aus und von erst zu leistender Mühsal. Wahrscheinlicherweise hast du dein Kapital, du gehörst nicht zu den Zukunftslosen, wahrscheinlicherweise hast du den vor dir liegenden Text gut verstanden, du kannst komplexere Zusammenhänge durchaus begreifen, du hast vermutlich eine gediegene Schulbildung genossen, du bist zwar nur ein kleines Rädchen im Uhrwerk dieser Welt, aber groß genug, um deine Vergangenheit erhalten zu haben, du bist deiner Vergangenheit für Wert befunden worden, du gehörst zu jenen relativ wenigen Menschen, welche die Zukunft, nicht nur ihre eigene, sondern auch die der größeren Teile dieser Welt, in Händen halten. Dir hat die Vergangenheit gehört, dir gehört jetzt die Zukunft! | |
(1998/2004)
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_________ Aus folgenden Quellen wurden wörtliche Textbruchstücke entnommen bzw. zusammengesetzt (zitierte Absätze wurden durch kursive Schrift und entsprechende Zitatnummer am Absatzende hervorgehoben): 1 aus "Südwind, Das Magazin für Entwicklungspolitik" 4/97, 3/98, 2 aus "Neue Zürcher Zeitung" vom 6.8.1998,
3 aus "Mago und Bubu in der großen Stadt" von Ali Mitgutsch, Münchener Bilderbuch-
Eventuelle inhaltliche Zusammenhänge zwischen den Zitaten oder zwischen den Zitaten und dem Text des Autors sind rein zufällig und haben mit tatsächlichen Zusammenhängen nichts gemein! |
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